Gottesdienste und Predigten - - Erstellt von Pfarrerin Claudia Krüger und Pfarrerin Carmen Stamer

Geh aus, mein Herz ...

Ach, ist das ein schönes Lied: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud, in dieser lieben Sommerszeit…“ Es ist eines meiner Lieblingslieder. Gerade jetzt, wo es endlich Sommer ist, singe ich es besonders gerne.

VORSPIEL (Posaunenchor)

VOTUM/BEGRÜSSUNG (Sprecherin 1)
Wir feiern unseren Gottesdienst als Fest des Lebens –
Im Namen Gottes, Quelle und Ziel unseres Lebens-
Im Namen Jesu Christi,
Grund unserer Hoffnung und unserer Liebe,
im Namen des Heiligen Geistes,
der uns begleitet, stärkt und beflügelt und uns miteinander verbindet.
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Herzlich willkommen heute Morgen zu diesem Gottesdienst im Grünen, den wir mit den festlichen Klängen des Posaunenchores begonnen haben!

Ein einladendes Wort aus dem Epheserbrief soll uns an diesem Sonntag und in der neuen Woche begleiten:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
So dürfen wir uns nicht nur heute Morgen hier in unserem Gottesdienst, sondern an jedem neuen Tag gewiss sein, dass wir zu Gott gehören, ja, seine Hausgenossen und – Genossinnen sind – welch ein schönes Bild! An seinem Tisch, in seiner Gegenwart ist jeder und jede von Herzen willkommen und findet einen Platz!
Das ist doch Grund genug, um miteinander Gott zu loben mit dem

LIED:
EG 316, 1-5 „Lobe den Herren…“

PSALM/ GEBET/ STILLES GEBET   (Sprecherin 2)
Ps 104 (EG 743)

LESUNG  (Sprecherin 3)
Auszüge aus der Schöpfungsgeschichte:
Gen 1
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setze sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf der Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis.

Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt…und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
 
LIED
EG 503, 1.7.8: „Geh aus, mein Herz…“

PREDIGT  (Dialogpredigt, Stamer und Krüger)
Sprecherin 1: Ach, ist das ein schönes Lied: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud, in dieser lieben Sommerszeit…“
Sprecherin 2: Es ist eines meiner Lieblingslieder. Gerade jetzt, wo es endlich Sommer ist, singe ich es besonders gerne.
Sprecherin 1: Viele von Ihnen haben auch ganz laut und kräftig mitgesungen. Die meisten von uns können wahrscheinlich viele Strophen auswendig.
Sprecherin 2: Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich das Lied zum ersten Mal gesungen habe, als ich in der 1. Klasse der Grundschule war. Meine damalige Religionslehrerin hat es uns Kindern beigebracht. Die ersten Strophen konnten wir schnell auswendig.
Sprecherin 1: Ja, eine ehrenamtliche Frau im Seniorenzentrum hat mir erzählt, dass man dieses Lied jedes Jahr gesungen habe, bevor man beim Kinderfest zur Wanderung auf den Engelberg losgegangen sei. Und jedes Jahr habe man einen Apfel und eine Brezel bekommen – wahre Köstlichkeiten!
Beim Bibelnachmittag ist dieses schöne Paul-Gerhardt-Lied geradezu der Sommerhit, und  schon so oft haben wir es gesungen: Bei schönen Anlässen, aber wohl auch bei traurigen.
Sprecherin 2: Bei Taufen und Hochzeiten habe ich es schon gesungen und ebenso auch bei Beerdigungen. Es passt einfach immer.
Sprecherin 1: Das liegt daran, dass „Geh aus, mein Herz…“ viel mehr ist als nur ein fröhliches Sommerlied…
Sprecherin 2: Zuerst besingt das Lied Gottes große und wunderbare Schöpfung. Ein bisschen ähnlich, wie Psalm 104, den wir vorhin miteinander gebetet haben. Da ist die Rede von den Gärten wie sie jetzt überall schön blühen…

Sprecherin 1: … und von der Vielfalt der Pflanzen und der Tierwelt, die Gott geschaffen hat: Da ist die Lerche, die sich in die Luft schwingt, die Nachtigall, die so schön singt… die Henne, die ihre Küken ausführt, der Storch, der sein Nest baut, das Reh, das herbeispringt und die unverdrossene Bienenschar… wir sehen all diese Tiere beim Singen munter vor unserem inneren Auge. Und beim Fertigschreiben unseres Gottesdienstes sah ich die Reben auf unserem Balkon, die winzigen Trauben, die sich schon gebildet haben und auf Saft und Süße warten, hörte Vogel – und Kinderstimmen und dachte – ja, man könnte geradezu noch neue Strophen dazu dichten!

Sprecherin 2: Es tut unserer Seele gut, solche Liedstrophen zu singen. Es macht unser Herz weit, wenn wir immer mal wieder bewusst darauf achten, wie reich und schön unsere Welt doch ist. Im Klagen und Jammern sind wir geübt, aber können wir noch loben und danken? Um unsere Probleme und Sorgen drehen wir uns oft genug. Manchmal tut es einfach gut, sich bewusst am Schönen zu freuen, ohne gleich das Negative zu sehen.

Sprecherin 1: „Ich selber kann und mag nicht ruhn… ich singe mit, wenn alles singt…“ – ja, man kann einfach gar nicht anders,  als in diese Freude, in diesen Jubel miteinzustimmen, wenn wir die ganze Pracht der Natur hier draußen wieder wahrnehmen. Jede einzelne Blüte ein Kunstwerk Gottes, jede Vogelstimme ein Klang seiner Liebe!

Sprecherin 2: Das Lied ist ja weit mehr als „nur“ ein fröhliches Sommerliedchen. Dazu müssen wir uns die anderen Strophen noch etwas genauer ansehen. Es ist vielmehr ein Glaubensbekenntnis, das Paul Gerhardt hier singend und dichtend ablegt.

Sprecherin 1: „Ach, denk ich, bist du hier so schön und lässt du’s uns so lieblich gehen auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden…“ Wenn es hier auf dieser Welt schon so schön ist und Gott alles so wunderbar gemacht hat, wie wird es dann erst im ewigen Leben sein, das Gott uns verheißen hat!
Sprecherin 2: „Welch hohe Lust, welch heller Schein, wird wohl in Christi Garten sein…“ schreibt Paul Gerhardt dann weiter. Er hat fest darauf vertraut: Unser Leben endet nicht mit unserem Tod. Unser irdisches Dasein ist noch nicht alles. Gott hält eine Zukunft für uns bereit. Lasst uns doch jetzt diese beiden Strophen vom reichen Himmelszelt und von Christi Garten zwischendurch miteinander singen:
Lied 503, die Strophen 9+10

Sprecherin 1: Oft werden wir als Pfarrerinnen gefragt: Ja, wie können wir uns das denn vorstellen, dieses ewige Leben bei Gott? Wir wissen es nicht genau, auch die Bibel spricht davon in ganz unterschiedlichen Bildern und Gleichnissen.

Sprecherin 2: So macht es Paul Gerhardt auch: Er malt ein anschauliches Bild, das wir uns vorstellen können: Gottes ewiges Reich ist wie ein großer blühender wunderschöner Garten. Es ist ein Ort, wo Leben in Fülle herrscht, wo es keine Not gibt, keine Dunkelheit,  keine Kriege, keine Tränen.

Sprecherin 1: Klingt das nicht fast ein bisschen wie im Märchen? Zu schön, um wahr zu sein?

Sprecherin 2:  Jetzt denken Sie vielleicht: Der Paul Gerhardt konnte ja gut reden… Was wusste der schon vom Leben?

Sprecherin 1: Paul Gerhardt schreibt von Gottvertrauen und preist die Schönheit des Lebens. Dabei hat er selbst Leid und Not, Krieg und Tod hautnah und bitter durchleben müssen.

Sprecherin 2: Es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als er gelebt hatte, im 17. Jahrhundert.            70 Prozent der Bevölkerung sind dabei umgekommen, das Land war zerstört, die Pest hatte grausam gewütet.

Sprecherin 1: Paul Gerhardt selbst hat 4 seiner 5 Kinder und seine Frau verloren. Sie starben alle an den Folgen des Krieges. Das können wir uns kaum vorstellen! So tiefes Leid hat er am eigenen Leib erlebt.

Sprecherin 2: Aber auch wir kennen solche Erfahrungen von Trauer, Verlust und Leid:  Ein Mensch, der uns lieb war, ist nicht mehr da. Und auch unsere eigenen Kräfte schwinden: vieles geht nicht mehr wie früher.

Sprecherin 1: Krankheiten plagen uns, so vieles schränkt uns ein und beschwert uns. Manchmal wissen wir gar nicht mehr weiter.

Sprecherin 2: Paul Gerhardt ging es sicher auch oft so, dass er ganz verzweifelt und mutlos war. Und trotzdem konnte er sich des Lebens freuen und Gott loben und danken. Das finde ich schon bemerkenswert.

Sprecherin 1: Gerade deshalb ist Paul Gerhardt ja so glaubhaft. Das Leben hat ihn schwer gebeutelt. Er wusste, wie schön, aber auch wie bitter und sorgenvoll das Leben sein kann. Trauer und Schmerz, Angst und Verlassenheit – all das kannte er, so wie wir.

Sprecherin 2: „Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd‘ ein guter Baum…“, heißt es gegen Ende des Liedes. Wenn wir Gott in unserem Leben Raum geben, dann bekommt es noch einmal eine andere, tiefere Dimension. Dies hat Paul Gerhardt so erlebt, und diese Erfahrung gibt er mit seinem Lied an uns weiter.

Sprecherin 1: Paul Gerhardt vergleicht das Leben eines Menschen, der auf Gott vertrauen kann, mit einem Baum: Ein Baum steht fest und verwurzelt im Boden. Er ist den Stürmen des Lebens gewachsen.

Sprecherin 2: So kann auch ich mich in Gott und im Glauben verwurzeln und dort Halt finden: Gott wird mich nicht vergessen und lässt mich nicht fallen. Er gibt mir jeden Tag aufs Neue die Kraft, die ich brauche. So wie der Baum Wasser und Nährstoffe aus dem Boden bezieht, kann auch ich neue Kraft, neuen Mut und neues Vertrauen aus dem Segen Gottes und aus seiner lebendigen Gegenwart im Heiligen Geist bekommen.

Sprecherin 1: Deshalb können wir mit einstimmen in Paul Gerhardts Bitte um Segen, der vom Himmel fleußt, um Wurzeltreiben, Blühen und Grünen bis ins hohe Alter, und schließlich darum, einmal in seinem Paradies weiter zu blühen ihm zum Lobe. 
Amen.

LIED
EG 503, 13 - 15

FÜRBITTEN/VATERUNSER  
Fürbitten:
Sprecherin 3:
Gott, unser Vater, du lässt deine Sonne leuchten in der Welt. Du gibst Licht und Wärme für alles, was lebt. Du schenkst uns nach langen Regentagen wieder so viel Wachstum, Blühen und Gedeihen. Du willst das gesegnete Leben deiner Geschöpfe.
Wir bitten dich für deine Schöpfung, Land und Meer, Pflanzen und Tiere und Menschen: Erhalte alles, was du ins Sein gerufen hast. Und hilf uns, die Verantwortung für Deine Schöpfung und füreinander nach unseren Kräften wahrzunehmen.

Sprecherin 2:
Reicher Gott, du schenkst uns unendlich viel:
Deine Liebe, deine Fürsorge und Aufmerksamkeit, aber auch die liebevolle Gegenwart von Menschen, die uns gut tun.
Das können wir spüren in unserem Alltag, auch in manchmal so mühsamen Zeiten des Alters oder den Strapazen der Arbeit.
Du schenkst uns immer wieder Kraft zum Leben und Wurzeln, die uns halten, du schenkst uns immer neu deinen Geist, der uns beflügelt oder tröstet, du bleibst bei uns und lässt uns zuversichtlich leben.
Dafür wollen wir dir von Herzen danken!
C. Krüger:

Guter Gott, wir bitten Dich für die Menschen, die heute ganz besonders Deine Zuwendung brauchen, weil sie verzweifelt, einsam, oder krank sind.
Sei Du ganz nahe bei ihnen, lass sie deine liebende Gegenwart spüren, schicke einen hellen Strahl der Hoffnung und der Zuversicht in ihr Dunkel, und wenn es sein kann, so lass sie auch wieder gesunden an Leib und Seele.
Die Sterbenden aber nimm behutsam an der Hand auf ihrer Reise und geleite sie liebevoll in dein ewiges Reich.
Amen.

Gemeinsam beten wir:
Vaterunser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme
dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
Und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

LIED
EG 504, 1-6 „Himmel, Erde, Luft und Meer…“
ANSAGEN/ DANK/ EINLADUNG   
SEGENSSTROPHE
EG 421
SEGEN   
NACHSPIEL (Posaunenchor)