Krisen im AlterSchwerhörigkeit und Demenz

Menschen mit Demenz können ihr Befinden kaum benennen. Verhaltensauffälligkeiten sind Hinweise für Beeinträchtigungen und Unwohlsein.

Die besondere Situation von demenziell Erkrankten mit einer Hörbeeinträchtigung spielt eher eine untergeordnete Rolle im Pflegealltag. Aber hörgeschädigte Menschen mit Demenz sind gefährdet, sozial eingeschränkt zu werden.

Kommunikation ermöglichen

Die Verständigung bei Menschen mit Demenz ist nicht einfach. Es erleichtert den Pflegealltag, wenn bei Verständigungsschwierigkeiten auch eine eventuelle Hörschädigung der Demenzerkrankten in Betracht gezogen wird.

Empfehlungen für ein Gespräch mit und ohne Hörhilfsmittel:

  • Stetig die Aufmerksamkeit des Betroffenen herstellen
  • Mimik und Gesten verwenden sowie das Zeigen von oder auf Gegenständen
  • Den Betroffenen gut beobachten und auf Mimik und Körperausdruck achten, um die aktuelle Gefühlslage zu erspüren
  • In einfachen, kurzen Sätzen je nur eine Mitteilung auf einmal geben
  • Zeitdruck vermeiden, geduldig und wiederholt anleiten
  • Störende Nebengeräusche minimieren
  • Für gute Lichtverhältnisse sorgen
  • Darauf achten, dass die Bewohnerin / der Bewohner seine Brille trägt und diese sauber ist
    (Eingeschränkte Sicht führt zur innerer Unruhe)
  • Nicht laut sprechen, um eine verzerrte Wahrnehmung möglichst zu vermeiden

Musikhören mit Kopfhörer

Beim Hören der Musik mit Kopfhörer ist zu beachten:

  • Die Eingewöhnung ist vorsichtig durchzuführen
  • Bei den ersten Versuchen sollten fünf  bis maximal 15 Minuten nicht überschritten werden
  • Es sollte immer sehr leise begonnen und langsam lauter gestellt werden
  • Die Anpassung der Lautstärke muss jedes Mal erneut erfolgen
  • Der Bewohner sollte immer genau beobachtet und nicht sich selbst überlassen werden
  • Schwankungen der Tagesform sind zu berücksichtigen

Hörgeräte bei Menschen mit Demenz

Bei der klassischen Altersschwerhörigkeit handelt es sich vorrangig um eine Innenohrschwerhörigkeit. In der Hörschnecke sind die Haarzellen, die für die Übertragung der hohen Töne zuständig sind und jene, die eine Dämpfung von zu hohen Lautstärken übernehmen, zerstört:

  • Betroffene sind sehr lärmempfindlich
  • Hohe Töne werden kaum noch gehört

Die hohen Töne sind maßgebend für das Sprachverstehen. Ist dieses Sprachverstehen eingeschränkt, sollte eine Hörgeräteversorgung angegangen werden.

Hinweise zur Versorgung mit Hörgeräten

  • Die gesamte Hörgeräteanpassung sollte im gewohnten häuslichen Umfeld stattfinden am besten in Begleitung einer vertrauten Person
  • Das Einsetzen der Hörgeräte muss positiv gestaltet werden
  • Damit die Hörgeräte nicht verloren gehen, können sie mit einer speziellen Halterung gesichert werden
  • Angebote wie gemeinsames Singen oder „Geräusche Bingo“ helfen die akustische Einstellung von Hörgeräten zu verbessern
  • Das Einsetzen und Herausnehmen des Hörgerätes sollten zur besseren Akzeptanz ritualisiert werden
  • Die Hörgeräte müssen während der Schlafenszeit außer Reichweite von Menschen mit Demenz aufbewahrt werden.
  • Bereits das Bemühen von Pflegekräften um besseres Hören hilft den Betroffenen

Aus:
SeelsOHRge; Zeitung der Evangelischen Schwerhörigenseelsorge, 22. Ausgabe: Schwerhörigkeit und Demenz, Mai 2018