Was ist SeelsorgeSpiritual Care
Mitarbeitende in der Pflege, in Kliniken, Hospizen und Heimen treffen seit einigen Jahren auf den Begriff "Spiritual Care". Allgemein verstanden bezeichnet "Spiritual Care" die umfassende sorgende Haltung, die auch die religiöse Dimension von uns Menschen in den Blick nimmt.
Wissenschaftlich betrachtet geht es um eine noch junge Disziplin zwischen Medizin, Theologie und Psychologie, die im Kontext medizinischer Betreuungskonzepte im angloamerikanischen Raum entwickelt wurde.
"Spiritual Care" zielt darauf, bei der Begleitung von Kranken oder Sterbenden und deren Angehörigen neben medizinisch-pflegerischen und psycho-sozialen Aspekten auch spirituelle Gesichtspunkte zu berücksichtigen.
Insbesondere in der Palliativmedizin haben es sich multiprofessionelle Teams zur Aufgabe gemacht, Kranke und Sterbende möglichst ganzheitlich zu betreuen und Religion als Ressource der Patienten zu nutzen und zu stärken. Der "Spiritual Care"- Ansatz geht dabei vom Vorhandensein einer spirituellen Dimension aus, die sich für die Betroffenen in unterschiedlicher Weise kulturell und weltanschaulich ausprägen kann.
Kritische Anfragen zu "Spiritual Care" bemängeln die Unschärfe des Spiritualitätsbegriffs oder befürchten die Verzweckung von Spiritualität als Behandlungsmethode der Medizin.
Spannend ist auch die Verhältnisbestimmung von "Spiritual Care" und Seelsorge. Gemeinsam ist beiden die voraussetzungslose Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen in einer Lebenssituation, die alles bisher Selbstverständliche in Frage stellt und erschüttert. Gemeinsam ist auch die Überzeugung, dass Transzendenzerfahrungen dazu helfen können, neu zu erfahren, was den Menschen ausmacht und angesichts des Todes zu tragen vermag.
Text:
Dr. Dietmar Merz, Evang. Akademie Bad Boll
Weiterführende Literatur:
Doris Nauer, Spiritual Care statt Seelsorge, Freiburg 2015.
Monika Renz, Hoffnung und Gnade, Stuttgart 2014.
Traugott Roser, Spiritual Care. Ethische, organisationale und spirituelle Aspekte der Krankenhausseelsorge. Stuttgart 2011.