RitualeGebet
Gebete verbinden uns Menschen mit Gott. Wir können vor Gott alles aussprechen, was uns bewegt: Dankbarkeit und Freude ebenso wie Klage, Bitte und Fürbitte. Gebete können völlig frei formuliert werden.
Oft ist es aber auch hilfreich, auf Bewährtes zurückzugreifen. Zu den wichtigsten Gebeten gehören das Vaterunser und Psalm 23. Auch Lieder können Gebete sein.
Nach der Überzeugung des Apostels Paulus (Römer 8,26.27) versteht Gott auch unsere unausgesprochenen Seufzer als Gebet. Gebete können laut gesprochen, aber auch im Herzen gedacht werden.
Und wenn auch unsere Gebete nicht immer so erhört werden, wie wir uns das wünschen, so macht das Beten an sich uns ruhiger und hilft, das Leben von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten.
Beten - was heißt das?
Wer betet, wendet sich an Gott. Alles, was einen Menschen bewegt, kann im Gebet gesagt werden: Zum Beispiel die Dankbarkeit nach einer gelungenen Operation, die Freude über die Geburt eines Kindes, aber auch die Sorge um einen Menschen oder die Unsicherheit vor einer schwierigen Entscheidung. Alles kann zum Gebet werden.
Gott hört die, die ihn anrufen. Doch nicht immer in der Weise, wie die Betenden sich das erhoffen und wünschen. Oft hilft ein Gebet, stiller zu werden und eine andere Sicht auf das Leben zu bekommen.
Ein Gebet ist wie ein Gespräch mit Gott – laut gesprochen oder still im Herzen.
Gebete - frei oder geformt
Neben dem frei formulierten persönlichen Gebet gibt es auch geformte Gebete. Zum Beispiel das Vaterunser, das auf Jesus selbst zurückgeht.
Der Psalm 23 aus dem Alten Testament, dem ersten Teil der Bibel, ist mehr als 3000 Jahre alt und verbindet christliche und jüdische Menschen.
Auch Lieder können als Gebete gesprochen werden.
Orte des Gebets
Beten kann ein Mensch überall und zu jeder Zeit. Besondere Orte und Räume laden zum Gebet ein:
- Eine Kirche, die sonntags oder auch an Werktagen geöffnet ist
- ein Raum der Stille in einem Krankenhaus
- eine Kapelle in einem Altenheim
Vielleicht gibt es die Möglichkeit, eine Kerze zu entzünden. Ihr Licht leuchtet weiter und verbreitet Hoffnung.
Beten und Körperhaltung
Wer betet, kann dies in jeder Körperhaltung tun. Zur Konzentration hilft, die Augen zu schließen, um sich vollkommen ins Gespräch mit Gott zu vertiefen und nicht abgelenkt zu werden.
Oft falten Menschen bei uns beim Beten die Hände und senken den Kopf. Aber in anderen Ländern und Kulturen wird auch anders gebetet - z.B. mit nach oben geöffneten Armen.
Beten in Gemeinschaft
Manche Menschen setzen sich regelmäßig allein oder in der Gruppe zum Beten auf ein Kniebänkchen und öffnen sich in dieser Haltung für die Stille. Sie meditieren.
Beten kann auch heißen, sich Gottes Gegenwart schweigend zu öffnen und zu lauschen, was geschieht.
Andere erfahren Gemeinschaft im gottesdienstlichen Gebet, wo für Menschen in besonderen Notsituationen gebetet wird. Die gemeinsame Fürbitte für andere stärkt die Hoffnung und die Verantwortung für nahe und ferne Menschen.
Gebete im Gottesdienst werden mit "Amen" abgeschlossen. Dieses Wort ist hebräisch und heißt: "So soll es sein." Es bekräftigt abschließend den Inhalt der Gebetsworte.
Wenn Worte verloren gehen
Manchmal fehlen die Worte, weil die Erinnerung verblasst und nicht einmal mehr die Worte des Vaterunsers bekannt sind. Dann hilft es, wenn ein anderer mit einem betet.
Auch wenn man alt und dement wird, kann das Gebet einen Raum eröffnen, in dem man sich geborgen und aufgehoben fühlt.
Text:
Pfarrerin Cornelia Reusch – Esslingen 2018